Wieder daheim, ein Rückblick!

Meine letzten Tage in Neuseeland, liefen dank der Neuseeländer Ann und Michael sehr entspannt ab. Ich hatte die beiden bereits bei meinem Hinflug vor sechs Monaten kennengelernt. Kurz vor der Landung hatte Ann mir einen Zettel mit ihrer Adresse gegeben, für den Fall, dass ich nach Auckland zurück kommen würde. Dies war nun geschehen.
Vier wundervolle Tage verbrachte ich bei den beiden, bis ich am 10.03. mein Rad inklusive Zusatzgepäck in eine Papp-Fahrradbox verlud und Michael mich bei strömenden Regen zum Flughafen fuhr.

Mit Mühe und Not kam ich ohne Extrakosten durch die Gewichtskontrolle, denn mein 30 kg Gepäcklimit hatte ich um fast 2 kg überschritten, obwohl ich viel Gepäck zurück gelassen hatte und rund 10 kg in drei Handgepäckstücken mit mir führte.
Die nun folgenden 24 Stunden Flug verliefen weitgehend angenehm und ohne Zwischenfälle, doch das änderte sich schlagartig, als ich an der Sperrgepäckausgabe am Frankfurter Flughafen meinen völlig zerfetzten Radkarton entgegen nahm.
Sorgfältig hatte ich ihn mit Paketband zugeklebt, um ihn gut transportieren zu können. Auf der Suche nach unerlaubten Gegenständen, hatte das Flughafenpersonal den Karton jedoch geöffnet und anschließend sehr dürftig wieder zugeklebt, so dass dieser schon beim Anschauen auseinander zufallen drohte.
Mit viel Mühe und Hilfe weiterer Reisenden, schafften ich und der 32 kg XXL Karton es dann doch in den Bus zum Bahnhof, in die S-Bahn und schließlich – nach einem verpassten Zug – in die Regionalbahn nach Würzburg, wo mein Vater bereits auf mich wartete. Meine Reise war beendet.

 

Fast drei Monate sind nun vergangen, seit ich meinen Kiwifreunden Lebewohl gesagt habe und zurück auf die Nordhalbkugel gekommen bin. Doch ein halbes Jahr Neuseeland vergisst man nicht so einfach, vor allem nicht, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs gewesen ist.
6 Monate bin ich mehr als 3000 Radkilometern auf zwei verschiedenen Fahrrädern unterwegs gewesen. Habe an vielen verschiedenen Orten, völlig unterschiedliche Jobs gehabt und Leute getroffen, die mir eine Menge Erfahrung und Inspiration mit auf den Weg gegeben haben.
Ich habe an Seen und unter Brücken gezeltet und teilweise mehrere Tage keine Duschen oder Wasserhähne gesehen. Dafür jedoch die unendliche Weite der neuseeländischen Landschaft, die man als Autofahrer nur schwer zu Gesicht bekommen wird.
Auch die ständige Hilfe, die man als Radfahrer überall und an den unmöglichsten Orten, erhält, ist in Neuseeland phänomenal und hat mir mehr als nur einmal den Hals gerettet.
Doch was wäre Neuseeland ohne sein Wetter. Neben dem ständigen Wechsel von Sonne und Regen war der Wind ein Albtraum. Ich erinnere mich noch gut an einige Abfahrten, die ich in meinen kleinsten Gängen hinunter getrampelt bin. Kurz vor Tekapo wurde ich von Seitenwind so oft in den Graben geblasen, das schließlich Schieben die einzige Option war um voran zu kommen.
Seit meiner Heimkehr habe ich nun dank dieser Erfahrungen, einen ganz anderen Blick auf unser Wetter und weiß das milde Klima und vor allem den (meist) ruhigen Wind sehr zu schätzen.

Erfolge und Niederlagen

Wie bei jeder größeren Reise habe ich neben großartigen Momenten natürlich auch Rückschläge erlebt.

So hatte ich mit meinem Rennrad im Endeffekt die falsche Art der Fortbewegung für mich gewählt, was ich jedoch erst einsah, als mir mein Rad mitten im Nirgendwo kaputt ging. Schuld war das Rad natürlich nicht, sondern die stete Zunahme an Gepäck, (Zelt etc.) an das ich bei meiner Planung nicht gedacht hatte.

Der Wechsel zum Tourenrad, den ich in Wellington vollzog, erleichterte anschließend das Reisen ungemein, änderte aber nichts an meiner teilweise dürftigen Planung.

Im weiteren Verlauf musste ich mich anfangs mit viel zu vielen Lebensmitteln herumschlagen, die ich im Kaufrausch vor der Weiterfahrt besorgt hatte, mehrere Nächte in meinem Schlafsack frieren (war ich mit der Auswahl meines deutschen Schlafsacks wohl zu optimistisch gewesen) und wildfremden Radfahrern folgen, die mich vor einer Woche im Dauerregen schützen wollten (ein Blick auf die Wettervorhersage hilft manchmal also doch).

Doch Aufgeben war nicht drin´ und so erlebte ich auch unzählige unvergessliche Dinge auf meiner Tour.

Angefangen von meiner längsten Tagesetappe, der Fahrt nach Motu, die mich mit sintflutartigen Regenfällen überraschte und der gefährlichsten Etappe, der Fahrt zu Hannah und Brandon, bei der ich kurzzeitig den Glauben an die Menschheit verloren hatte, gab es auch Erfolge außerhalb des Sattels.

BMU Engineering war einer von ihnen. Es waren einige Zufälle von Nöten, um mich zu Dave und seinem Team zu bringen. Insgesamt zwei Monate lang half ich schließlich in seiner Werkstatt, assistierte bei Reparaturen von Gebäudeliften und verbrachte Weihnachten und Silvester bei ihm.

Meine größte, sportliche Leistung war jedoch die spontane Teilnahme und auch das Finishen eines Halbmarathons in Wellington. Grund hierfür war eigentlich nur meine eigene Faulheit. Ich hatte die Voranmeldung soweit hinausgezögert, dass letztendlich alle Tickets für den von mir favorisierten 10 km Lauf und auch für den Halbmarathon ausverkauft waren. Über Umwege gelang es mir dann doch noch an einen Startplatz zu kommen, jedoch nur für den Halbmarathon.

Zu guter Letzt darf natürlich der größte Erfolg nicht fehlen: Die Überwindung, nach Neuseeland zu fliegen, mit nichts als einem Fahrrad und Rucksack.

Man muss sich manchmal einfach nur trauen und die Gelegenheit ergreifen, um später mit Stolz auf seine Erfolge zurück schauen zu können!

 

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Hobbiton

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Jobliste

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Crash

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Testfahrt mit der BMU

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Dave und sein Team

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Wiedervereint mit Matt und Dane

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Grillfest bei Dave

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Florian der Weltreisende

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Hannah und Brandon

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Halbmarathon mit Luca

 

An dieser Stelle möchte ich nun meinen Neuseelandblog beenden, nicht aber ohne mich bei all den fleißigen Lesern zu bedanken. Es war mir eine große Freude, meine Reise mit euch teilen zu können.

 

Euer Kiwifloh 🙂

 

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