Zurück nach Auckland – aber richtig!

Im Hinblick auf die Rückreise nach Auckland, für die ich diesmal nicht das Rad nutzen wollte, hatte ich schon länger ein Auge auf eine neuseeländische Website geworfen, auf welcher man sich sogenannte „relocation-cars“ mieten kann. Das Prinzip hinter diesem System ist relativ simpel. Für einen festgelegten Zeitraum erhält man ein Fahrzeug, welches man für eine Vermietungsfirma zu einem bestimmten Ort fährt. Da die Firmen für die Überführung nicht extra Personal zur Verfügung stellen müssen, ist das Mieten dieser Fahrzeuge sehr preisgünstig, teilweise sogar kostenlos.

Durch einen glücklichen Zufall gelang es mir wenige Tage vor meiner Abreise, an ein luxuriöses, deutsches Fabrikat zu kommen, welches im Nachhinein auch die einzige vernünftige Lösung darstellte, da mein Fahrrad doch für fast alle anderen Autos zu sperrig gewesen wäre.

Etwas überrascht war ich dann aber schon, als mir die Fahrzeugvermieterin nach dem Unterzeichnen des Mietvertrags einfach die Schlüssel in die Hand drückte und verschwand.  Interessanterweise waren bis auf das Lenkrad alle Bedieneinheiten am von mir gewohnten Platz und erleichterten dadurch das Gewöhnen ungemein.

Nach einem kurzen Stopp an meiner ehemaligen Flat, bei dem ich Fahrrad und Gepäck verlud, verließ ich nun Wellington endgültig und machte mich auf den Weg nach Norden, nach Auckland.

Das Gefühl, nach so vielen hunderten Radkilometern nun in einem Ledersessel zu sitzen und klimatisiert durch die Landschaft zu brausen, ist nur schwer zu beschreiben.

In den letzten Monaten waren es immer wieder Autofahrer gewesen, die mir das Leben als Radfahrer erschwert hatten und jetzt war ich zu einem von ihnen geworden. Gegenwind und Hitze waren auf einmal kein Problem mehr und auch die Suche nach Lebensmitteln wurde zur Nebensache. Verpasste ich einen Supermarkt, gab es wenige Autominuten später bestimmt einen neuen.

Generell war die Energie, die ich nun für das Reisen benötigte, nur ein Bruchteil jener, die ich noch vor wenigen Wochen für das Radreisen zu mir genommen hatte.

Doch ich wollte diesen enormen Fortbewegungsvorteil nun dafür nutzen, in den kommenden Tagen, in denen ich das Auto nach Auckland bringen musste, möglichst alle verpassten Sehenswürdigkeiten auf der Nordinsel zu besichtigen.

Mir standen vier Tage und 1200km zur Verfügung.

Mein erstes Etappenziel war New Plymouth. Hier schlief ich auf einem kostenlosen Campingplatz, direkt an der Surfküste. Umgeben von dutzenden Surfern, die alle in ihren etwas in die Jahre gekommenen Campervans schliefen, fühlte ich mich mit meinem deutschen SUV etwas fehl am Platz.

Obwohl dieses Gefühl im Laufe der Reise nie ganz verflog, zeigte sich an diesem Abend noch ein weiterer ganz entscheidender Vorteil, die Geräumigkeit. Ohne Probleme konnte ich neben all meinem Gepäck und dem Rad im Auto schlafen, ja, sogar Sitzen war überhaupt kein Problem, ein Luxus, den ich in meinem Zelt nicht gehabt hatte.

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Panoramablick im Kofferraum

Das Ziel des nächsten Tages lautete Taupo, genauer gesagt der See Taupo. Auf dem Weg dahin ließ ich es mir nicht nehmen, die Kapazität meines Vehikels voll auszunutzen und gabelte noch zwei Tramper auf.

Einer der beiden war ein begeisterter Einradfahrer und reiste mit zwei Einrädern zu einem Festival nach Auckland. Obwohl beide noch einen Rucksack und weitere Gepäckstücke dabei hatten, war noch ein Platz frei.

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Am frühen Nachmittag erreichten wir schließlich Taupo, eine wunderschöne Stadt, die wie der größere Bruder von Tekapo wirkte. Ich entschloss mich jedoch dazu, außerhalb des Ortes nach einem kostenlosen Schlafplatz umzusehen.

Wenige Autominuten später fand ich einen Parkplatz in einem ruhigen Nachbarort und übersah gekonnt das Schild „Camping verboten“.

Nachdem ich das Auto hinter einem Baum etwas abseits „versteckt“ hatte, verbrachte ich den restlichen Tag mit Baden und Erkunden des kleinen Örtchens, das scheinbar nur vom Segel-Tourismus zu leben schien.

Tag 3 widmete ich ganz den „Kratern des Mondes“ (craters of the moon), von denen es nun einige zu bewundern gab. Diese, durch Geothermie entstandenen Sehenswürdigkeiten, lagen nun auf einmal überall am Wegesrand und waren in den letzten Jahren zu einem waren Touristenmagneten geworden.

Nach dem Besichtigen musste ich mich wieder meiner Routenplanung nach Auckland widmen, da ich dank einiger vergangener Umwege weit über meinem gesetzten Tageslimit angekommen war. Das Übernachten auf kostenlosen Campingplätzen in der Nähe stellte sich als fast als unmöglich heraus, da sich weder Campingplätze noch Seen auf meinem Weg befanden. Als ich nach einigen Kilometern eher zufällig noch einmal hielt, um auf meinem Handy nach Übernachtungsmöglichkeiten zu suchen, bemerkte ich zufällig, dass sich nur 6 Kilometer entfernt der Eingang zur Filmstadt „Hobbiton“ befand. Obwohl ich diese nicht auf meiner To- do-Liste vermerkt hatte, war jetzt die Besichtigung für mich ein Muss. Sogar einen Kommentar einer Reisenden gab es, die eine Nacht mit dem Auto auf dem Parkplatz verbracht hatte. Challenge accepted!

Je näher ich der Filmstadt kam, desto hügeliger wurde die Landschaft und erinnerte mich immer mehr an das Auenland.

Am Parkplatz angekommen musste ich feststellen, dass die Besichtigung von Hobbiton etwas anders ablief, als ich es mir vorgestellt hatte. Für einen horrenden Preis erhielt man einen Shuttleservice zum Drehort und schließlich eine Gruppenführung. Alleiniges Erkunden war leider nicht möglich.

Nachdem ich jedoch die Nacht friedlich auf dem Parkplatz verbracht hatte (sogar die Toiletten waren nachts geöffnet), hatte mich das Hobbit-Fieber gepackt und ich leistete mir ein Ticket der ersten Besichtigunsgruppe am kommenden Morgen.

Insgesamt gefielen mir die zwei Stunden im Land der Hobbits richtig gut und ich würde dieses Erlebnis auch Urlaubern empfehlen, die die Bücher: „Der kleine Hobbit“ und  „Herr der Ringe“ nicht gelesen haben.

 

Eine von vielen interessanten Geschichten, die uns unser Guide erzählte, ist die eines künstlichen Baumes, welcher sich auf dem höchsten Punkt über dem Haus Bilbos befindet. War dieser im Film „Der Herr der Ringe“ noch ein richtiger Baum, so musste er für „Der Hobbit“ detailgetreu schrumpfen. Ein künstlicher Baum mit 200.000 künstlichen Blättern war dafür von Nöten. Doch damit nicht genug. Der Regisseur war mit der Farbe der Blätter nicht einverstanden und so musste ein einzelner Mann in mühevoller Kleinarbeit sämtliche Blätter dunkler färben. Er hatte zehn Tage Zeit dafür.

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mich  Auckland weiter anzunähern, sogar einen gratis Campingplatz hatte ich für diese Nacht gefunden.

Ich geriet direkt in die Siegerehrung eines Angelwettbewerbs, welche sich unmittelbar neben dem Platz befand und mit Livemusik noch bis tief in die Nacht gefeiert wurde.

Noch vor Sonnenaufgang begann ich am nächsten Morgen mit der letzten Etappe meiner Rückkehr nach Auckland. Ich wählte eine ruhige Nebenstraße und genoss noch einmal die V6-Power meines Luxusgefährts auf der hügeligen Küstenstraße.

Wenig später war ich meinen motorisierten Untersatz auch schon wieder los und radelte schwer bepackt aber glücklich durch die Innenstadt, vorbei an Autokolonnen. Ich hatte das Radreisen doch schon etwas vermisst.

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Von 220 PS zurück auf 1 MS aber diesmal mit Kissen!

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